Bewerbung = Werbung?

Das Wesen und das Ziel der Werbung ist es, mit allen Mitteln Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Deshalb ist sie oft reisserisch, übertrieben, schrill und witzig. Manchmal nervt sie sogar.

„Werbung ist eine absichtliche und zwangsfreie Form der Beeinflussung, welche Menschen zur Erfüllung der Werbeziele veranlassen soll.“
Karl Christian Behrens

„Werbung ist ein kommunikativer Beeinflussungsprozess mit Hilfe von (Massen-) Kommunikationsmitteln in verschiedenen Medien, der das Ziel hat, beim Adressaten marktrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen im Sinne der Unternehmensziele zu verändern.“
Scheibert/Schrattenecker

Gute Werbung arbeitet gekonnt mit Bildern und mit wenig Text. Ein zentrales Element dabei ist der Werbeslogan, der durch die Bildsprache unterstützt im Idealfall positive Emotionen auslöst, die der Betrachter bewusst oder unbewusst mit dem Produkt verknüpft.

Der Werbeslogan zielt auf die grundsätzlichen Wünsche des Menschen. Er verspricht z.B. Glück, Erfolg, Gesundheit, gutes Aussehen, erhöhte Lebensfreude oder einfach ein Produkt, auf das Verlass ist.
Die Werbesprache geizt dabei nicht mit Superlativen: Das Neueste, das Beste, das Schönste. Oder: „Ein Produkt, das sofort wirkt“; „mit 24-Stunden-Glanz“; „für das Beste im Mann“… Jeder treffende Slogan enthält ein verkürztes Argument. Dieses enthält den logischen Grund oder das Motiv, weshalb der potentielle Kunde das Produkt kaufen soll. Die Werbung stellt dabei stets die positiven Eigenschaften eines Produkts in den Vordergrund. Negative Eigenschaften verschweigt sie.

Aber Werbung nach aussen wirkt nur kurzfristig. Denn ein Auto, das trotz berauschendem Werbeclip schon im ersten Jahr nach dem Kauf fünf Reparaturen benötigt, verliert das kurzfristig aufgebaute Image sehr schnell wieder.

Auf den Punkt gebracht: Werbung ist notwendig, um ein Produkt bekannt zu machen und Interesse zu wecken. Um es aber langfristig optimal im Markt zu positionieren, ist die Qualität des Produktes entscheidend.

Wenn Du Dich bewirbst, bist Du in gewisser Weise das „Produkt“, welches Du dem Bewerbungsempfänger „verkaufst“. Die Bewerbung ist das Mittel dazu und dabei stehen Dir mit Text und Bild dieselben Werkzeuge zur Verfügung wie bei der Werbung. Es lohnt sich deshalb doppelt, den Text des Anschreibens, des Lebenslaufs und der dritten Seite sorgfältig zu formulieren und treffende Worte zu finden. Und es empfiehlt sich, für das Bewerbungsfoto einen professionellen Fotografen aufzusuchen.

Im Gegensatz zur Werbung solltest Du dabei jedoch nicht übertreiben. Benutze keine Werbesprache! Vermeide Superlative und bleib sachlich! Stelle aber auf alle Fälle Deine Stärken und positiven Eigenschaften in den Vordergrund. Versuche den Bewerbungsempfänger mit guten Argumenten für Dich zu gewinnen. Wer logisch und stichhaltig argumentiert und dies alles auch noch mit Ausbildung und Berufserfahrung belegen kann, überzeugt mit sachlichen Gründen und nicht mit grossen Worten, hinter denen nichts steht.

Auch bei der Bewerbung ist die Qualität besonders entscheidend – sowohl die Qualitäten des Bewerbers als auch die Qualität der Bewerbung.

Im Vordergrund stehen ganz sicher Deine beruflichen Erfahrungen, Deine Bildung, Dein Fachwissen und Deine individuellen Fähigkeiten. Erfüllst Du alle Muss-Kriterien für eine Stelle, weckst Du beim Bewerbungsempfänger ein grundlegendes Interesse. Noch besser ist es, wenn Du auch die Soll-Kriterien erfüllst.
Ohne sorgfältig zusammengestellte Bewerbungsunterlagen reduzierst Du jedoch Deine Chancen für die nächste Runde, obwohl Du an sich alle fachlichen Vorgaben erfüllen würdest.

Mit vollständigen und sorgfältig zusammengestellten Bewerbungsunterlagen, präsentierst Du dem Arbeitgeber wichtige Eigenschaften, die im Arbeitsprozess geschätzt werden: Ordentlichkeit, Sorgfalt und Zuverlässigkeit. Mit einer sehr schön gestalteten Bewerbung kommen weitere Fähigkeiten hinzu: Kreativität, gestalterische Fähigkeiten und den Willen, mehr zu leisten, als der Durchschnitt. Mit einer Online-Bewerbung stellst Du nebst Deinen Informatik-Kenntnissen auch fortschrittliches Denken unter Beweis.

Falls Du telefonisch Vorinformationen einholst, stellst Du nicht nur Dein Interesse unter Beweis, Du kannst mit guter Kommunikation auch im Zwischenmenschlichen Bereich punkten.

Zeige Dich in Deinen Bewerbungsunterlagen von Deiner besten Seite und stelle vorwiegend Deine positiven Eigenschaften in den Vordergrund. Vor Übertreibungen und dem Vortäuschen falscher Tatsachen wird dringend abgeraten. Das ist sehr heikel und kann in gewissen Fällen sogar ein juristisches Nachspiel haben.

Wie bei der Werbung lohnt es sich nicht, Qualitäten vorzutäuschen, die Du gar nicht besitzt. Frühestens im Bewerbungsgespräch und spätestens in der Probezeit fliegen diese auf und können sich sehr negativ auf Deine berufliche Karriere auswirken.
Denn letztlich zählen nur die wirklichen Qualitäten eines Produkts oder wie in diesem Fall, eines Arbeitnehmers. Ausschlaggebend sind die Qualität mit tatkräftigen Argumenten, welche zeigen, was hinter einem Produkt oder eben hinter dem Bewerber stecken.

Werbung und Bewerbung haben viele Gemeinsamkeiten und einige ganz wichtige Unterschiede. Der grösste Unterschied liegt in der äusseren Form und der Sprache. Werbung kommt übertrieben und oft reisserisch daher, eine Bewerbung sollte hingegen sachlich bleiben.

• Nimm Dir für Deine Bewerbung genügend Zeit! Je überzeugender Deine Argumente sind, desto besser sind Deine Chancen.
• Vergiss nie: Das Wichtigste ist Interesse zu wecken! Signalisiere deshalb in Deinem Anschreiben Motivation und echtes Interesse für die ausgeschriebene Stelle.
• Werbung ist reisserisch und übertrieben, die Bewerbung sollte sachlich bleiben! Beide stellen aber immer das Positive in den Vordergrund.
• Informiere Dich über die Firma und das Arbeitsumfeld, dass Dich erwarten wird. Nutze das Internet! Zeige dem Bewerbungsempfänger auf, weshalb Du für das Unternehmen besonders wertvoll bist.
• Lege Wert auf ein ansprechendes Layout. Eine Bewerbung darf durchaus auch einen optischen Reiz auslösen.